Wie du Angewohnheiten erzeugst, die nachhaltig funktionieren
Die Seewespe ist einer der gefährlichsten Killer der Welt. Das Gift der kleinen Qualle könnte bis zu 250 Menschen töten. In der Diabeteswelt gibt es einen ebenso unscheinbaren wie gefährlichen Zeitgenossen. Er trägt nur einen anderen Namen: Man nennt ihn Perfektionismus.
Der Perfektionismus sorgt dafür, dass täglich Diabetes-Patienten das Handtuch werfen, niemals anfangen und frustriert ihr Lebensstilprojekt aufgeben.
Zack.
Traum tot.
Der Grund, warum wir ackern, ist meistens nicht unsere Passion, sondern die Angst vor Konsequenzen. Diese Angst verspüren auch viele Diabetes-Patienten. Sei es die Furcht vor Folgekomplikationen, einem hohen Blutzucker oder dem Scheitern. Angst erzeugt Stress und Stress ist ein blutzuckersteigender Hormoncocktail. Seien Sie deshalb auch mal ungeschminkt. Unvollkommen. Das ist befreiend und erleichternd.
Die Macht von Emotionen
Während alles verblasst, bleiben emotionale Erlebnisse eingebrannt. Der erste Kuss. Der Sturz vom Fahrrad. Der Tag der Diagnose.
Wenn Sie Übergewicht haben, dann bringt Sie eine rationale Argumentation nicht weiter. Wenn Sie Ihren Lebensstil ändern möchten, dann brauchen Sie ein emotionales Ziel.
Emotionen sind der Beleg für Ihre Authentizität. Bricht die Authentizität, geht Ihr Lebensstil-Schiff unter. Blub, das war’s. Einziges Überbleibsel: Das weiße Segel, die Flagge der Kapitulation.
Streben Sie dennoch ein rationales Ziel an, etwa 20 Kilogramm Körpergewicht zu verlieren. Dann visualisieren Sie dieses Ziel, um es mit Emotionen zu koppeln. Was fühlen Sie, wenn Sie dieses Ziel erreicht haben? Nur wenn Emotionen ins Spiel kommen, können Sie Ihr Unterbewusstsein mit Ihren Vorsätzen triggern.
Die Macht von Gewohnheiten
Motivation ist ein Startschuss – mehr nicht. Wenn Ihr Durchhaltevermögen nicht stark ausgeprägt ist, dann werden Sie in schwachen Phasen rückfällig.
Um einem solchen Rückfall vorzubeugen, müssen Sie Ihre Durchhaltestärke wie einen Muskel trainieren. Dafür brauchen Sie Angewohnheiten.
Wenn Sie sich Dinge angewöhnen, dann gehen sie federleicht von der Hand. Denken Sie nur mal an das Binden der Schuhe, dass schaffen Sie blind und ohne nachzudenken. Das hat einen Grund: Unser Gehirn ist von Natur aus faul. Alles was eine gewisse Regelmäßigkeit erfüllt, speichert es ins Unterbewusstsein ab, um Energie zu sparen. Jedoch gibt es auch schlechte Gewohnheiten, die sich so in unseren Alltag schleichen – und die wir einfach nicht mehr hinter uns lassen können.
66-Tage-Regel zur Aneignung von Angewohnheiten
Disziplin ist wie das Gießen der Saat – nach einer gewissen Zeit kommen die Früchte von ganz allein. Wer sich eine neue Gewohnheiten aneignen möchte oder eine schlechte ablegen, der benötigt zuallererst die Ausdauer und Disziplin, die zur Etablierung oder Eliminierung notwendig ist.
Hier kommt nun die 66-Tage-Regel ins Spiel. Wenn Sie 66 Tage lang jeden Tag etwas machen, dann haben Sie sich eine Angewohnheit angeeignet.
Diese Erkenntnis entstammt von der englischen Wissenschaftlerin und Psychologin Dr. Phillipa Lally, die in einer Studie 96 Probanden über 12 Wochen untersucht hatte. Lally und ihre Kollegen nutzen dieses Wissen, um präventive Lifestyle-Maßnahmen zur Senkung des Krebsrisikos zu entwickeln.
Wenn Sie 66 Tage lang jeden Tag einen Apfel essen, dann ist es etwas Selbstverständliches.
Wenn Sie 66 Tage lang jeden Tag um 6 Uhr aufstehen, dann ist es ein Ritual.
Genauso können Sie 66 Tage lang auf etwas verzichten (z. B.: Zucker, Zigaretten).
Braucht eine Angewohnheit immer mindestens 66 Tage? Nein, Maxwell Maltz, ein plastischer Chirurg aus den 50er Jahren, fand heraus, dass sich viele Angewohnheiten bereits nach 21 Tagen manifestieren.
Worin liegt nun die Kunst?
Substituieren Sie Gewohnheiten, die Ihrem Hirn dieselben Reize triggern.
Ein Beispiel:
Nikotin wirkt am Acetylcholin-Rezeptor und erhöht damit den Dopamin-Spiegel, was uns glücklich werden lässt. Hören wir mit dem Rauchen auf, werden wir aus heiterem Himmel Rechtfertigungen finden, doch wieder Untertan des unliebsamen Glimmstängels zu werden. Ziemlich hirnrissig.
Sie können den Architekten aber auf eine andere Fährte locken, indem Sie ihm neues Baumaterial zur Verfügung stellen. Beispielsweise ruft körperliche Aktivität im Gehirn dieselben Glückssignale hervor.
Die (lebens)stilprägende Kunst ist es, Gewohnheiten zu entwickeln, die Sie instinktiv wirklich wollen und gleichzeitig zur Verbesserung Ihrer Gesundheit beitragen.

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