Metastudie: Hilft die Bittermelone tatsächlich bei Diabetes?
Die Bittermelone (Momordica charantia) ist ein vor allem im subtropischen Raum weit verbreitetes Verzehr- und Heilmittel.
Sie steht bereits bei vielen Patienten auf dem Zettel, da sich die Anwender eine blutzuckersenkende Wirkung versprechen.
In den Inselstaaten Puerto Rico, Kuba und der Dominikanischen Republik werden Bittermelonen-Extrakte bereits seit dem 19. Jahrhundert zur Behandlung eines hohen Blutzuckers verwendet.
Im Jahr 2014 wurde eine Meta-Analyse veröffentlicht. Dabei wurden die veröffentlichten Ergebnisse von bereits durchgeführten Studien miteinander verglichen und im Kollektiv ausgewertet.
Bittermelone im Tiermodell
Im Mausmodell sank der HbA1c-Wert nach Applikation eines Bittermelonen-Fruchtextrakts über 5 Wochen um 10% und die Protein-Tyrosin-Phosphatase-Aktivität um 20%. Bei einer weiteren Studie im Mausmodell stiegen die IRS-1-, IRß- und GLUT-4-Aktivitäten nach Verabreichung eines Bittermelonen-Extraktes über 12 Wochen signifikant an.
Dieses Ergebnisse unterstreichen den Hinweis, dass Bittermelonen-Extrakte die Insulinresistenz vermutlich abschwächen können.
Des Weiteren sank das Körpergewicht, sowie Insulin- und Leptin-Spiegel der Probanden.
Die Mäuse wurden zuvor mit einer sehr fettreichen Ernährung gemästet, um auf diese Weise einen Typ-2-Diabetes zu induzieren.
Hemmung Gluconeogenese
Im Rattenmodell konnten Extrakte aus den Blättern der Bittermelone bereits nach 90 Minuten die Glucose-6-phosphatase- und die Fructose-1,6-bisphosphatase-Aktivität in der Leber um etwa 30% senken.
Die beiden Enzyme sind für die körpereigene Zuckerherstellung verantwortlich (Gluconeogenese).
Die Ratten wurden im Vorfeld mit Streptozotocin behandelt. Streptozotocin ist ein Toxin, welches die insulinproduzierenden Betazellen abtötet. Auf diese Weise sollte ein Diabetes bzw. eine Beta-Zelldysfunktion nachgeahmt werden.
Vermehrung und Regeneration der Betazellen
In einer weiteren Studie kam es bei Albino-Ratten durch die Anwendung von Bittermelonenfrucht-Extrakten zu einer Regeneration und Vermehrung der insulinproduzierenden Betazellen.
Die Albino-Ratten wurden im Vorfeld mit Alloxan behandelt. Alloxan trägt ebenfalls zur Abtötung der Betazellen bei.
Humanstudien Bittermelone
Senkung der Fructosamin-Level
In einer Studie mit 143 Teilnehmern sank durch die Einnahme von Bittermelonenkapseln (m = 500 mg pro Kapsel) das Frucosamin-Level nach vier Wochen durchschnittlich um 10,2 µmol/L.
Die Probanden nahmen jeweils eine Kapsel vor und nach der Mahlzeit ein.
Senkung des Blutzuckers
In vielen weiteren Studien ist die Senkung des postprandialen Blutzuckerspiegels nach der Einnahme von Bittermelonen-Extrakte beschrieben.
Ebenso gibt es Studien, die zeigen, dass die Bittermelone keinen Einfluss auf den Blutzucker nimmt.
Nebenwirkungen
Alles was eine pharmakologische Wirkung besitzt, hat auch Nebenwirkungen – so auch bei der Bittermelone.
Über die folgenden Nebenwirkungen wurde während den Studien berichtet:
- Unterzuckerungen bis hin zum hypoglykämischen Koma
- Magenkrämpfe/Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen
- Vereinzelte Todesfälle beim Rattenmodell
- Blutvergiftungen
- Fruchtschädigende Wirkung
Hinweis: Stark konzentrierte Bittermelonen-Extrakte sind für Kinder, sowie schwangere und stillende Mütter nicht geeignet.
Fazit
Die Ergebnisse aus den Tierstudien lassen sich nicht auf den Menschen übertragen. Sie liefern lediglich Hinweise auf eine mögliche blutzuckersenkende Wirkung. Ob der Mensch die wirksamen Inhaltsstoffe, insbesondere die lipophilen Substanzen, ebenso gut resorbieren kann, bleibt fraglich.
Die Studienergebnisse beim Menschen sind teilweise sehr widersprüchlich und viele aufgrund einer zu geringen Teilnehmerzahl nicht aussagekräftig. Für die unterschiedlichen Ergebnisse in der blutzuckersenkenden Wirkung könnten Methodenmängel verantwortlich sein.
Die absolute Evidenzfähigkeit steht weiterhin aus. Es fehlen vor allem Langzeitstudien und klinische Studien nach dem Goldstandard (randomisiert, doppel- oder dreifachverblindet und placebokontrolliert).
Dennoch deuten viele Studien auf eine blutzuckersenkende Wirkung der Bittermelone hin.
Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) rät ausdrücklich ab, die Bittermelone oder andere Nahrungsergänzungsmittel für die Typ-2-Diabetes-Therapie zu verwenden.
Wer die Bittermelone dennoch therapeutisch anwenden möchten, sollte einen Arzt konsultieren, der sich auf Phytopharmaka/Naturheilkunde spezialisiert hat.
Hinweise
Die Verträglichkeit beim Konsum von Bittermelonen können von Mensch zu Mensch verschieden sein. Da der potentielle Wirkmechanismus teilweise noch unverstanden ist, sollte eine intensive Absprache mit dem behandelten Arzt bzw. Apotheker getroffen werden. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers ist dabei unabdingbar. Da es sich bei den Bittermelonen-Kapseln um Nahrungsergänzungsmittel handelt, sind diese frei verkäuflich. Die frische Bittermelone gibt es manchmal in asiatischen und indischen Lebensmittelfachgeschäften.
Referenzen
Deutsche Diabetes-Gesellschaft (2014): Nationale Versorgungslinie – Therapie Diabetes Typ 2. Link zur Quelle.
Metastudie: Jimmy T. Efird et al. (2014). Potential for Improved Glycemic Control with Dietary Momordica charantia in Patients with Insulin Resistance and Pre-Diabetes. Int. J. Environ. Res. Public Health 2014, 11(2), 2328-2345; doi:10.3390/ijerph110202328. Link zur Quelle.
Hinweis
Der zur Verfügung gestellte Inhalt ist ausschließlich für Informationszwecke bestimmt und darf nicht zur Selbstmedikation angewendet werden. Zugleich stellen die hier bereitgestellten Informationen keinen Ersatz für eine ärztliche Beratung dar.
Nahrungsergänzungsmittel ersetzen keine individuelle Therapie. Berücksichtigen Sie die Verzehrempfehlung des Herstellers und bewahren Sie Nahrungsergänzungsmittel außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
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