Diabetes-Symptome erkennen – Ursachen verstehen
Es ist gar nicht so einfach Symptome zu erkennen, die auf einen Diabetes hinweisen; denn die ersten Warnzeichen sind oft unspezifisch: häufiges Wasserlassen, trockene Haut, Infektanfälligkeit, ständiger Durst, Taubheit in den Füßen, Gewichtsverlust, Müdigkeit und viele weitere.
Jene alarmierenden Vorboten können auch mit einer Vielzahl von anderen Erkrankungen assoziiert werden, sodass ein Arzt konsultiert werden muss, um das Krankheitsbild zu verifizieren und eine Diagnose zu erstellen.
Sie sind sich nicht sicher, ob Sie ein Symptom des Diabetes erkennen würden? In diesem Beitrag lernen Sie die häufigsten Anzeichen und Folgeerkrankungen des Diabetes kennen.
Übrigens: In Deutschland leben etwa 2 Millionen Diabetes-Patienten, die gar nicht wissen, dass sie einen Diabetes haben.
Häufige Folgeerkrankungen und Symptome eines Diabetes
Erhöhter Blutzucker (Hyperglykämie)
Eine Hyperglykämie liegt vor, wenn der Blutzucker chronisch zu hoch ist.
Man unterscheidet dabei vier verschiedene Blutzuckerwerte:
- Nüchtern-Blutzucker ≥ 126 mg/dl
- Blutzucker zu einem beliebigen Zeitpunkt ≥ 200 mg/dl
- Blutzucker nach oralem Glukose-Toleranztest ≥ 200 mg/dl
- HbA1c ≥ 6,5%
Ursache
Wenn der Körper kein oder zu wenig Insulin produziert oder das Insulin nicht mehr an den Rezeptoren wirken kann, können die Zuckerbausteine nicht mehr in alle Zellen transportiert werden – stattdessen verharren sie im Blut und es bildet sich eine Hyperglykämie aus.
Gefäßschäden
Eine Hyperglykämie kann die Blutgefäße schädigen und eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) verursachen. Dies gilt als gefährlichste Folgekomplikation des Diabetes.
Zwischen der Diabetesdauer und den Gefäßschäden besteht eine Kausalität: Je länger ein Diabetes schlecht eingestellt ist oder unerkannt bleibt, desto wahrscheinlicher wird das Auftreten von gefäßbedingten Folgeschäden.
Je nachdem welche Blutgefäße davon betroffen sind, unterscheidet man zwischen einer Mikro- und Makroangiopathie.
Bei der Mikroangiopathie kommt es zur Schädigung der kleinen und kleinsten Blutgefäße, insbesondere der Kapillaren. Sie kann das gesamte Körpergewebe betreffen.
Bevorzugt treten die Veränderungen am Augenhintergrund, den Nieren, dem Gehirn, dem Herzen und an den Extremitäten auf.
Folgeerkrankungen sind mitunter die Retinopathie (Netzhaut-Schäden), die Neuropathie (Nerven-Schäden) und die Nephropathie (Nieren-Schäden).
Anzeichen einer Retinopathie
- Verschlechterung des Sehvermögens
- Lichtblitze/Rußregen durch Einblutungen im Glaskörper
- Bildung von neuen und abnormalen Augen-Äderchen
- Sehverlust (Makulaödem)
Symptome einer Neuropathie
- Kribbeln, Brennen, Taubheit, Temperatur-Missempfindungen oder Lähmungen an den Gliedmaßen
- Herzschwäche
- Impotenz
- Gangunsicherheit
- Blasenschwäche
- diabetisches Fußsyndrom
Anzeichen einer Nephropathie
- erhöhte Albuminwerte im Urin oder Blut
- Kopfschmerzen
- Übelkeit/Erbrechen
- Gewichtszunahme
- Wassereinlagerungen
Bei der Makroangiopathie kommt es zu Schädigungen der großen und größten Blutgefäße. Die Symptome einer Makroangiopathie sind nahezu unsichtbar.
Folgeerkrankungen sind periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), koronare Herzkrankheit (KHK) und zerebrale arterielle Verschlusskrankheit (cAVK).
Die koronare Herzkrankheit ist weltweit die häufigste Todesursache. Nahezu 80% der Diabetiker/innen versterben an Herz- und Gefäßerkrankungen – 60% alleine durch einen Herzinfarkt.
Anzeichen einer pAVK
- Ruheschmerz
- Blässe
- Arterieller Pulsverlust
- Schock/Bewegungsunfähigkeit
- Schaufensterkrankheit
Symptome einer KHK
- EKG-Veränderungen
- Brustengegefühl
- Erschöpfung
- Herzinfarkt
Anzeichen einer cAVK
- symptomarm
- Schlaganfall
Häufiges Wasserlassen (Polyurie)
Bei der Polyurie leidet der Betroffene an einem krankhaft erhöhten Harndrang.
Ursache
Wenn die Blutzuckerwerte die Nierenschwelle (160-180 mg/dl) übertreten, können die körpereigenen Transportsysteme (SGLT 1/2) in der Niere nicht mehr alle Zuckerbausteine zurückführen, sodass die überschüssigen Zucker über den Urin ausgeschieden werden (Diurese).
Starker Durst (Polydipsie)
Diabetes-Patienten haben oftmals einen starken, sich wiederholenden Durst. Sie sollten viel trinken, um Wasser- und Mineraliendefizite auszugleichen, die insbesondere durch die Diurese entstanden sind.
Hinweis: Viele Patienten begehen hierbei den Fehler, dass sie nun weniger trinken, weil sie den ständigen Harndrang mit der erhöhten Flüssigkeitsaufnahme assoziieren – ein fataler Fehler, der zu einer Dehydratation (Volumenmangel) führen kann.
Potenzstörungen
Die Ursache einer erektilen Dysfunktion (ED) kann seelisch, organisch, medikamentös oder synergistisch sein.
Bei Männern kann es infolge der Erkrankung zu Erektions-, Ejakulationsstörungen und Abnahme des sexuellen Verlangens kommen.
In Deutschland ist fast jeder fünfte Mann im Alter zwischen 30 und 80 Jahren von einer ED betroffen, wobei mit zunehmendem Alter und Diabetesdauer die Gefährdung dramatisch zunimmt und die demographische Entwicklung in Deutschland ihren Teil zu dieser hohen Prävalenz beiträgt.
Bei Frauen ist der Verlauf der diabetesbedingten Sexualstörung schleichend: Schmerzen, vermehrte Infektionen im Intimbereich, Abnahme der sexuellen Lust und Blasenschwäche können Indizien für einen Diabetes sein.
Ketoazidose/Coma diabeticum
Auch die Symptome einer Ketoazidose können Vielfältig sein: acetonartiger Atemgeruch, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Bewusstlosigkeit.
Ursache
Der Transport des Traubenzuckers aus dem Blut in die Zellen ist aufgrund eines Insulinmangels gestört. Durch das damit einhergehende Energiedefizit in den Zellen, kommt es zu einer gesteigerten Fettverwertung.
Die dabei gebildeten Ketonkörper senken den pH-Wert im Körper. In der Folge können starke Stoffwechsel-Entgleisungen auftreten (Ketoazidose).
Infektanfälligkeit
Ein erhöhter Blutzuckerspiegel beeinflusst auch das Immunsystem:
- Limitierung der Makrophagen-Aktivität
- Verteilung der zellulären Komponenten des Immunsystems ist gestört
- Veränderungen von Haut/Schleimhaut und zu hohe Zuckerwerte fördern die Ansiedlung pathogener Keime
Bei Infekten ist aufgrund möglicher Stoffwechsel-Entgleisungen besondere Vorsicht geboten.
Müdigkeit
Regelmäßige Müdigkeit und Konzentrationsschwäche können ebenfalls Indizien für einen Diabetes sein.
Ursache
Es ist zwar viel Brennstoff in Form von Glukose im Blut vorhanden, jedoch erreichen die Zuckerbausteine nicht alle Zielorte (Zellen).
Gewichtsverlust
Für den Gewichtsverlust sind vor allem zwei Ursachen bedeutend:
- Flüssigkeitsverlust durch häufiges Wasserlassen
- Verstoffwechslung von Fetten als alternative Brennstoffe
Schlechte Wundheilung
Eine unzureichende Durchblutung (Makro- und Mikroangiopathie) und ein geschwächtes Immunsystem können mitunter zu einer langsameren Wundheilung beitragen.
Bluthochdruck (Hypertonie)
Oftmals leiden Menschen mit Diabetes auch an einem erhöhten Blutdruck. Hierbei sind vor allem Typ-2-Diabetes-Patienten gefährdet. Während bei Typ-1-Diabetes-Patienten lediglich ca. 25% einen hohen Blutdruck aufweisen, sind es bei Typ-2-Diabetes-Patienten fast 75%.
Erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie)
Bei der Hyperlipidämie handelt es sich um eine Störung des Fettstoffwechsels. Es kommt dabei zu einer Ansammlung von Blutfetten (z. B.: Cholesterin, Triglyceride). Diese können sich in den Gefäßwänden ablagern und ebenfalls eine Arteriosklerose verursachen.
Demenz
Das Demenzrisiko eines Diabetes-Patienten ist mehr als doppelt so hoch. In der Folge ist bei vielen Patienten das eigenverantwortliche Handeln eingeschränkt, sodass Folgeerkrankungen oder Unterzuckerungen (Hypoglykämien) gehäuft auftreten.
Fazit
Sollten Sie ein Symptom festgestellt haben, heißt es: Ruhe bewahren. Vereinbaren Sie einen Termin bei einem Hausarzt und lassen Sie sich untersuchen. Der Arzt kann relativ schnell feststellen, ob bei Ihnen ein Diabetes vorliegt. Falls ein Diabetes bei Ihnen diagnostiziert werden sollte, sehen Sie dies als Chance die Symptome in Zukunft durch entsprechende therapeutische Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Je nach Diabetestyp sind unterschiedliche Therapieformen möglich.
Referenzen
Schulungsbuch Diabetes von Gerhard W. Schmeisl, 8. Auflage (2015). Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag.
Diabetologie in Klinik und Praxis von Hans-Ulrich Häring et al., 6. Auflage (2011), Thieme-Verlag.
Diabetes-Ratgeber: Symptome: Anzeichen für einen Diabetes. Zuletzt aufgerufen: 02.09.2017.
Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2017: Die Bestandsaufnahme. Zuletzt aufgerufen: 04.09.2017.
Hinweis
Der zur Verfügung gestellte Inhalt darf weder zur Erstellung eigenmächtiger Diagnosen noch zur Selbstmedikation angewendet werden. Zugleich stellen die hier bereitgestellten Informationen keinen Ersatz für professionelle Beratungen oder Behandlungen durch anerkannte Ärzte dar.
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